Meine Geschichte
Ich bin in der ehemaligen DDR großgeworden. Es war herrlich – ich hatte viele Freunde, lebte unbeschwert und hatte eine sehr starke Anbindung an die geistige Welt. Ich hatte schon immer einen eigenen Kopf und habe aus der Intuition heraus gehandelt.
Doch ich war auch immer viel krank. Alle Kinderkrankheiten suchten und fanden mich. In jeder Erkältungszeit war ich mit schweren Erkältungen dabei – volles Programm von Husten, Schnupfen, Halsweh, Gliederschmerzen und immer hohem Fieber.
Außerdem musste ich mehrere Mittelohrentzündungen erdulden, die ebenso sehr schmerzhaft waren. Daraufhin folgten Ohren-Spülungen. Das ist wirklich sehr unangenehm. Da führen sie eine große Spritze mit Flüssigkeit an das Ohr und drücken ab. Doch bei mir kam das Wasser nicht wieder zum Ohr heraus, sondern lief über die Nase ab. Somit stellte sich heraus, dass ich auf beiden Seiten ein Loch zwischen Ohr und Nase habe. Die Ärzte wollten das operieren, was meine Mutter zum Glück nicht genehmigte. Da es mich gesundheitlich nicht beeinflusste, sollte da vorerst nichts weiter geschehen.
Dennoch habe ich bis heute Probleme mit meinen Ohren. Ein wenig Zug genügt und ich bekomme schnell große Schmerzen, die sich dann auch auf die Zähne ausdehnen.
Im Jahr 1984 zogen wir von der damaligen DDR in die Bundesrepublik Deutschland um – der Ausreiseantrag meiner Eltern wurde genehmigt. Ich freute mich, denn für mich war es ja nur ein Umzug. Doch die Konsequenzen, die damit einhergingen, die waren mir damals nicht bewusst. Es war ein Umzug ohne Wiederkehr (solange die DDR bestand) – die komplette Familie, alle Freunde und Bekannten ließen wir zurück, um neu anzufangen.
In der Bundesrepublik Deutschland war es sehr schwer für mich. Alles war viel oberflächlicher, Anschluss zu finden war für mich fast aussichtslos. Deshalb war ich viel allein. Dann schlug auch noch die Kinderkrankheit Scharlach zum dritten Mal in meinem Leben zu. Diesmal mit aller Härte, die Du Dir vorstellen kannst.
Mein Fieber stieg und stieg, der Arzt hatte meinem Vater mitgeteilt, dass er nicht kommen werde, meine Mutter (Krankenschwester) hatte Dienst im Krankenhaus und konnte auch nicht weg. Um einen Notarzt zu rufen, dazu fehlte meinem Vater die Weitsicht, wie schlimm es tatsächlich um mich stand. Mir ging es total elend und ich hatte Schmerzen am ganzen Körper – ich wollte einfach nur, dass es aufhört.
Zu meinem Erstaunen hörte es auch auf. Ganz plötzlich, von jetzt auf gleich.
Von einem Moment zum anderen stand ich hinter meinem Vater. Ich beobachtete, wie verzweifelt er war und wie ich, wie ein Häufchen Elend, im Bett lag. Eine Nachbarin kam mit einer Schüssel Wasser und Handtüchern über der Schulter ins Zimmer geeilt. Es war ganz ruhig und friedlich. Ich beobachtete die Situation noch eine Weile, bis sich links neben mir ein Licht bildete. So wundervoll, warm und beeindruckend. Ich verließ die Situation, die ich eben noch beobachtet hatte, drehte mich Richtung Licht und folgte ihm. Ich war im Frieden mit mir und meinem Leben.
Ich hatte den Übergang fast geschafft, dass Licht verschlang mich regelrecht. Es war herrlich und sehr besonders.
Im nächsten Moment registrierte ich, wieder in meinem Körper zu sein. Was war passiert? Gerade war noch alles gut, keine Schmerzen, ein helles Licht, alles war ruhig und friedvoll. Jetzt hörte ich meinen Vater und die Nachbarin laut miteinander sprechen. Ein eiskaltes Handtuch nach dem anderen klatschte an meine Waden.
Die eiskalten Wadenwickel hatten bewirkt, dass meine Körpertemperatur wieder sank und ich zurückkehren musste. Ich schreibe hier bewusst “musste“, da es für mich damals mehr Fluch, als Segen war. Und ich sollte Recht behalten, denn hier wurde der Grundstein für meinen Leidensweg gelegt. Und da war ich noch nicht einmal 10 Jahre alt.
Dass das zudem ein Nahtod-Erlebnis war, erkannte ich erst viele Jahr später. Als Kind von neun Jahren war mir das damals nicht bewusst. Das war jedoch im Nachgang der Beginn von meiner Einstellung, dass ich keine Angst mehr vor dem Tod habe.
Die darauffolgenden 10 Jahre bis zum Alter von 19 Jahren, waren ein regelrechter Alptraum. In der Wohnung unter uns, wohnte ein Mann um die 50 mit seiner schon etwas betagten Mutter. Sie war sehr schmächtig, dünn und kleiner als ich mit meinen 1,63m Körpergröße. Er war mindestens 1,85m groß und von kräftiger Statur. Seine Krankheit – Schizophrenie – stellte für mich kein Problem dar. Solange er seine Medikamente nahm, war er freundlich und ein echter Meister in Holz-Intarsien-Arbeiten.
Ob es seine Stimmen im Kopf waren oder eine andere Ursache die nachfolgenden Beschreibungen lenkte, das kann ich nicht sagen. Die Nichteinnahme der Medikamente bedingte jedoch, dass er, bis auf die wenigen Tage und Wochen im Jahr, in denen er im Krankenhaus war, sehr häufig 3–5-mal je Nacht laut anfing zu schreien.
Doch er brüllte nicht irgendetwas! Er brüllte Sätze wie z.B. “Ich bringe Dich um.“, “Ich töte Dich Du Schlampe.“ Und so weiter und so weiter.
Ja! Er hatte das Zimmer genau unter meinem. Ich saß sozusagen in der ersten Reihe. Aufgrund der dünnen Decken hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass er neben meinem Bett steht und mir direkt ins Ohr brüllt.
Er lief auch regelmäßig mit einem Hammer in der Hand durchs Treppenhaus. Keiner wusste, ob ihm die Stimmen eines Tages dazu raten, jemanden damit zu erschlagen.
Ich war damals 17 oder 18 Jahre alt, da hatte ich eines Nachts einen Traum und der ging so: Mein damaliger Freund und ich kamen abends von der Disco nach Hause. Er begleitet mich zur Haustür und wir unterhielten uns noch angeregt über den schönen Abend, den wir verbracht haben. An der Haustür angekommen, schaltete sich das Licht an und besagter Nachbar zeichnete sich hinter der Haustür ab. Er riss die Hauseingangstür auf, erhob die Hand und schlug auf meinen Freund ein. Da auch dieser recht kräftig war, brauchte der Nachbar mehrere Schläge, um meinen Freund niederzustrecken. Doch es gelang ihm. In Panik tauchte ich unter seinem Arm weg und rannte im Treppenhaus nach oben. Ich konnte kaum den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken, schaffte es jedoch gerade noch die Tür zu öffnen, um ihm zu entkommen. Denn nachdem er meinen Freund getötet hatte, war er auch mir durchs Treppenhaus gefolgt.
Ich wachte schweißgebadet auf und mein Herz klopfte im Panik-Modus in meiner Brust. Ich konnte mich kaum beruhigen und musste mich erst einmal sortieren, ob das Traum oder Wirklichkeit war.
Rund eine Woche später brachte mich mein Freund nach Hause. Wie im Traum stiegen wir aus dem Auto aus und unterhielten uns auf dem Weg zur Haustür, wie schön doch der Abend gewesen ist. Bis hierher hatte ich noch gar nicht an meinen Traum gedacht. Doch dann erkannte ich hinter der Haustür eine große dunkle Gestalt.
Das Herzklopfen, die Panik – mein ganzer Körper stellt um auf Flucht. Ich rannte hinter das Haus und blieb wie angewurzelt stehen. Meine Augen waren geweitet, ich hyperventilierte und wiederholte immer wieder die Worte “Oh Gott, er wird uns töten, er wird uns töten, er wird uns töten.“ Das Licht im Treppenhaus wurde eingeschaltet, besagter Nachbar stand tatsächlich mit einem Hammer in der Tür.
Mein damaliger Freund – durchtrainiert von der Haarspitze bis zum Zeh, über 1,80m groß und mir körperlich vollkommen überlegen – schaffte es nicht mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ich stand da wie einbetoniert und wiederholte immer wieder nur die Worte, dass er uns töten wird. Wohlgemerkt, ich war 1,63m, groß und rund 50 Kg schwer und dennoch bewegte ich mich kein Stück, egal wie er an mir herumzerrte.
So langsam kam ich wieder zu mir. Da er keine Ahnung von meinem Traum hatte, konnte er mit meinem Verhalten überhaupt nicht umgehen. Er sagte, dass er mich noch zur Wohnungstür begleiten werde, was er auch tat. Als ich in der Wohnung war, machte er sich auf den Weg zu seinem Auto und fuhr nach Hause. Es ist tatsächlich nichts weiter passiert.
Ich weiß nicht, wie lange ich noch gezittert habe oder wie lange mein Herz noch im Panik-Modus verweilte. Gefühlt war es eine Ewigkeit. Das Trauma in der Dunkelheit Angst zu haben, manifestierte sich durch die ständigen nächtlichen Störungen und dieses lebensverändernde Erlebnis. Ich bin auch heute nicht gern nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs, doch ich habe mich meiner Angst gestellt und kann heute gut damit umgehen, nachts unterwegs zu sein.
Die Polizei, der Psychiater des Nachbarn und der Krankenwagen waren Dauergast in unserem Haus. Dennoch wurde der Nachbar, wenn überhaupt, nur selten mitgenommen. Nach langem Hin und Her wurde dieser Nachbar endlich für immer weggeschlossen.
Ich schnaufte durch, konnte ohne Furcht und Sorge das Haus verlassen und abends wieder nach Hause kommen, ohne Angst um mein Leben haben zu müssen. Doch das Glück währte nur kurz. Ich kann heute nicht mehr sagen, ob es Wochen oder wenigstens ein paar Monate waren, fing ein anderer Nachbar an durchzudrehen.
Ja, richtig geraten – er hatte das Zimmer genau über mir. Ein Sechser im Lotto wäre mir lieber gewesen! Auch dieser Nachbar schrie und brüllte über mehrere Wochen, mehrmals am Tag. Zumindest war in der Nacht meist Ruhe. Doch es änderte nichts, mit jedem Brüllen kehrten Angst, Unsicherheit und die Panik zurück.
Neben diesen ganzen Baustellen, stritten sich auch meine Eltern gefühlt nahezu täglich, als ich zwischen 10 und 13 Jahren war. Freunde hatte ich keine und driftete in die Fernseh-Sucht ab. Das ging so weit, dass ich nachts aufstand und schlafwandelnd nach der Fernbedienung gesucht hatte.
Ich fand Halt im Sport. Ich trainierte zwei bis dreimal die Woche Handball und am Wochenende hatten wir meistens ein Spiel. Später entdeckte ich das Tanzen für mich und wechselte später sogar zum Tanzsport. Auch dieses Glück sollte nur kurz sein. Mein damaliger Tanzpartner stellte mich vor die Wahl: “Entweder Du wirst meine feste Freundin, oder ich tanze nicht mehr mit Dir.“ So eine Auswahl sollte man mir niemals stellen, denn dann entscheide ich letztlich immer für mich!
Gesagt, getan. Ich schickte ihn in die Wüste und überlegte, wie ich auch ohne Tanzpartner tanzen könnte. Zu Auswahl standen Streetdance und Steppen. Ich wollte es mit Stepp-Tanz ausprobieren, das faszinierte mich sowieso schon immer, jetzt bot sich die Gelegenheit.
Nach der ersten Tanzstunde bemerkte ich Gelenkflüssigkeit im linken Knie. Erst dachte ich an Überlastung und legte mein Bein hoch. Doch es lief immer mehr nach und damit kamen die Schmerzen. Ein Orthopäde sagte mir, dass das nicht von allein wieder weggeht. Er punktierte mein Knie.
Du weißt nicht was das ist? Erzähle ich Dir gern, dazu brauchst Du jedoch starke Nerven, denn schön ist anders! Wenn Du es Dir zutraust, dann ließ hier weiter, ansonsten überspringe den nächsten Absatz.
Was ist eine Punktion? Oberhalb und an der Außenseite des Knies führt der Arzt eine Spritz mit einer ziemlich langen Nadel in Dein Knie ein und zieht die Gelenkflüssigkeit damit heraus. Anschließend bekam ich eine weitere Spritze mit Cortison ins Knie gespritzt, damit alles heilen konnte. Das tat es bei mir jedoch nicht. Vier weitere Male musste ich die Tortur über mich ergehen lassen. Da das rechte Bein in dieser Zeit gewichtsmäßig mehr belastet wurde, entschied sich das rechte Knie, es dem linken Knie gleich zu tun. Hier waren drei Punktionen nötig, um das Drama vorerst zu beenden.
Du glaubst das war es schon?
Weit gefehlt, mein Körper machte sich erst warm und das Finale war noch nicht einmal in Sicht. Nach meinen Knien entschied sich mein rechtes Handgelenk zum Boykott. Das Krücken-Laufen war wohl zu viel. Ich dachte, dass ich nach den unsäglichen Schmerzen in den Knieen bereits alle erlebt hatte, doch ein entzündetes Handgelenk setzte da noch einen drauf. Das Handgelenk wurde in eine Gips-Schiene gelegt und sollte heilen. Nachts haute ich mir immer den Gipsarm über den Kopf, das Zähneputzen war eine neue Erfahrung und der Toilettengang eine echte Herausforderung. Es dauerte eine Weile, bis alles auch mit dem linken Arm funktionierte.
Du ahnst es sicher schon, oder? Mehrbelastung mit dem linken Arm… Ja, eine Woche später lag das andere Handgelenk im Gips. Zwischen durch bockten auch meine Knie wieder und die Schmerzen verteilten sich munter im ganzen Körper. Ellbogen, Schultern, Hüfte, Fußgelenke…
Es kommt, wie es kommen musste – Totalzusammenbruch mit 19 Jahren, Endstation Krankenhaus, aus die Maus.
Nach endlos scheinenden Untersuchungen besuchten mich die “Götter in Weiß“. Was sie mir sagten, hatte ich im Buch schon ausführlicher beschrieben.
Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, musste ich das Laufen neu lernen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass meiner Mutter noch etwas Einkaufen musste. Ich legte mich mit meinem ganzen Gewicht auf den Haltegriff des Einkaufswagens, da mir meine Beine den Dienst versagten. Viele dieser Pausen brauchte ich an diesem Tag. Es war für mich wirklich erstaunlich, dass ich trotz Leistungssport und einem durchtrainierten Körper, nach nur einem Monat so gut wie keine Muskeln mehr irgendwo im Körper hatte. Außer in Armen und Schultern, die waren gut trainiert – das war dem Laufen an Krücken geschuldet.
Ich musste nun Rheuma-Medikamente nehmen, da die Ärzte ja nicht wussten, was mir fehlt. Gepaart wurde das mit einer Cortison-Therapie. Die bescherte mir 10 Kilo mehr, die ich auch nie wieder losgeworden bin – bis auf meine Hochzeit, da hatte ich mich noch einmal auf 53 kg heruntergehungert. Ich hakte das alles ab und wollte nun endlich in mein Leben nach dem Abitur starten. Für den Beginn eines Studiums war es bereits zu spät, das Semester hatte schon begonnen. Der nächste Start wäre erst im Frühjahr 1995. Doch herumsitzen und Däumchen drehen kam für mich nicht in Frage. Ich absolvierte Praktika in der Immobilienbranche und in einer Versicherung. Letztlich war es trotzdem nur ein Übergang für mich, da ich ja studieren wollte.
Doch das Leben nahm eine neue Wendung, ein Studium an einer Hochschule war wohl in meinem Leben nicht vorgesehen. Das Frühjahr/Sommer-Semester rückte näher, die Cortison-Therapie lief aus und die Gelenkflüssigkeit in beiden Knien kehrte zurück.
Zum ersten Mal, hatte ich gleichzeitig auch Halsschmerzen bekommen und behandelte diese. Wenn ich Salbei-Bonbons lutschte, ging die Gelenkflüssigkeit zurück, wenn nicht, kehrte sie zurück. Das war interessant. Ich erinnerte mich an die Gespräche mit meinen Orthopäden, der mich vor jeder Kniepunktion fragte, ob ich eine Erkältung hätte oder Halsschmerzen. Jedes Mal verneinte ich, dieses Mal war das anders.
Die nächsten Kniepunktionen standen an, da es von den Schmerzen her sonst nicht aushaltbar war, zumal Schmerzmittel auch nicht geholfen haben. Mein Orthopäde überwies mich dann an einen Hals-, Nasen-, Ohrenspezialisten, den ich noch in der gleichen Woche aufsuchte.
Dabei stellte sich heraus, dass eine meiner Mandeln im Hals zusammengeschrumpelt war und in den Rachenraum gefallen sei. Die andere Mandel dafür enorm groß war und lauter kleine Krater aufwies.
Hast Du noch mein Nahtoderlebnis im Kopf? Da wurde der Grundstein für diese Mandelveränderung gelegt. Zumindest wurde mir das später so gesagt. Die HNO-Ärztin stellte mich vor eine schnelle Wahl. Sie hatte auch Belegbetten im Krankenhaus und könnte bereits am nächsten Tag eine Mandel-Operation bei mir durchführen. So wie meine Mandel aussehen, sind sie vermutlich die Wurzel allen Übels und schaden mir in diesem Zustand mehr, als sie mir nutzen.
Gern nahm ich das Angebot an, fuhr nach Hause, packte meine Sachen und stellte mich noch am gleichen Abend im Krankenhaus vor. Am nächsten Tag war die OP, die ich gut überstanden hatte. Das Seltsame war nur, dass mich meine Ärztin am nächsten Tag bei der Visite immer wieder fragte, ob es mir wirklich gut ginge. Ich bestätigte, doch die Fragen wiederholte sie mehrfach. Als ich sie fragte, warum ihr das so wichtig sei, brach sie ab und verschwand.
War irgendetwas vorgefallen bei der OP? Ich kann es Dir nicht beantworten, da ich selbst bis heute keine Antwort darauf erhalten habe.
Für mich war nur wichtig, dass die Wurzel allen Übels offensichtlich gefunden wurde, denn meine Entzündungen nahmen ab, die Gelenkflüssigkeiten verschwanden und mit ihnen auch die unsäglichen Schmerzen. Ich war frei. Endlich konnte mein Leben beginnen. Zeit wurde es!
Sechs Jahr später wendete sich dieses Blatt erneut. Die Gelenkflüssigkeiten und die Schmerzen kehrten zurück. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was war denn hier los?
Ich suchte erneut meine HNO-Ärztin auf, die mir mitteilte, dass die damals aggressive und enorm große Mandel nachgewachsen sei. Das passiert anscheinend unter 1.000 Menschen ein Mal. Klar, dass ich mal wieder in der ersten Reihe stand und hier gerufen habe, als dieser Mist verteilt wurde.
Ein zweites Mal legte ich mich unters Messer und ließ dieses Ding erneut eliminieren. Meine Ärztin teilte mir mit, dass sie so weit wie möglich ausgeschabt habe, damit das nie wieder kommt.
Von dieser OP erholte ich mich nur langsam. Ich hatte zwei Wochen lang unsägliche Schmerzen im Hals, konnte nur leise sprechen und mir war morgens, mittags, abends, nachts total übel. Anscheinend hatte ich die Narkose nicht vertragen. Der Zustand der Übelkeit hielt ein knappes Jahr an, bis sich das endlich nach und nach verflüchtigte.
Da ich überzeugt war, dass der Leidensweg endlich zu Ende war, nahm ich auch diese Strapazen auf mich und hielt durch, bis es sich besserte.
Doch leider kann ich noch immer nicht “Ende“ schreiben, da sich mit Anfang Dreißig das Blatt wieder wenden sollte.
Ich war mit meinem Mann gerade nach München umgezogen und hatte einen neuen Job, der mich sehr einnahm. Durch berufsbedingten Stress knickte ich um und habe mir die Bänder im linken Fuß gerissen. Wieder Schmerzen, wieder Krücken, wieder kehrten im Anschluss die Gelenkflüssigkeiten zurück.
Ich hatte keine Mandeln mehr, warum um alles in der Welt kehrte das alles zurück?
Ich habe bis heute keine Antwort darauf, doch es kehrte alles zurück. Mit voller Härte und schlimmer, als jemals zuvor!
Anfangs erledigte ich meine Arbeit noch an Krücken, später schob mich ein lieber Freund im Rollstuhl von A nach B. Danach folgte wiederum Game over. Untersuchungen folgten, gefunden wurde wieder nichts. Dann schließlich die Diagnose: rheumatoide Polyarthritis. Übersetzt heißt das so viel wie rheumaähnliche Gelenkentzündungen im ganzen Körper an allen, in meinem Fall, großen Gelenken. Ursache unbekannt!
Ich hatte über zwei Monate lebensverändernde Schmerzen durchlebt. Kein Schmerzmittel half, diese zumindest ein wenig zu lindern. Nächtelang habe ich geweint und mir gewünscht endlich sterben zu können, damit diese Schmerzen aufhören.
Ich hatte auch die nötigen Medikamente zu Hause, um dem Ganzen ein Ende zu setzen. Einziges Manko – ich hätte es zu Hause beenden müssen, da ich aufgrund meiner Beschwerden nicht in der Lage war, es irgendwo anders zu tun. Da ich meinen Mann nicht antun wollte, dass er mich tot zu Hause findet, habe ich davon abgesehen.
An einem Vormittag musste ich erneut zahlreiche Blutentnahmen und Untersuchungen über mich ergehen lassen. Als ich nach ca. fünf Stunden fertig war, gingen mein Mann und ich zunächst etwas zu Mittag essen. Den Anruf, den ich dann bekam, habe ich nie vergessen. Meine Ärztin, von der ich mich noch vor rund einer Stunde verabschiedet hatte, rief mich an und fragte wo ich sei. Ich berichtete, dass ich in einem Restaurant zu Mittag esse, da wir nach dem nervenaufreibenden Untersuchungsmarathon Hunger hatten. Sie bat mich sofort aufzustehen und ins Krankenhaus zu kommen. Sie habe eben meine Blut-Werte erhalten und könne nicht mehr verantworten, das sich damit draußen herumlaufe.
Puh, das hatte gesessen.
Doch wie es meiner Natur entspricht, habe ich selbstverständlich fertig gegessen. Meinem Mann sagte ich nur: “Wenn es tatsächlich so schlecht um mich steht und ich abtreten sollte, dann wenigstens mit vollem Magen.“
Mein Mann fuhr mich ins Krankenhaus, es war ein Dienstagnachmittag. Statt dass nun alles besser wurde, entwickelte sich mein Aufenthalt so ganz anders, als erwartet. Das Pflegepersonal ließ nicht nur mich, sondern auch alle anderen Patienten nahezu Vollzeit links liegen und erledigte nur die absolut notwendigsten Dinge. Ärzte waren kaum vorhanden, zumindest haben sie sich in dem Vierbett-Zimmer, in das ich gelegt wurde, nicht blicken lassen.
Am Mittwoch besuchte mich mein Mann und fuhr mich im Rollstuhl in den nahegelegenen Park. Nach einer Weile drehte sich alles und ich bat ihn, mich wieder aufs Zimmer zu bringen, damit ich mich hinlegen konnte. Gesagt, getan – ab dem Zeitpunkt, wo ich im Bett lag, habe ich einen kompletten Filmriss. Ich fiel in einen komaähnlichen Zustand, atmete wohl nur noch ganz flach und bewegte mich nicht mehr.
Rund vier Stunden später, nahm ich mein Umfeld wieder wahr. Ich habe alles hören, meine Augen jedoch nicht öffnen und mich auch nicht bewegen oder anderweitig bemerkbar machen können. Ich hörte wie das Pflegepersonal ein Tablett an meinem Bett abstellt, anscheinend das Abendessen. Nach einer Weile wollten sie es wieder abräumen. Meine Bett-Nachbarin bat das Pflegepersonal es nicht zu tun. Sie bat, dass sie mal nach mir sehen, da ich mich seit einigen Stunden nicht bewegt habe und auch nicht mehr aufgewacht sei. Die Krankenschwester entgegnete ihr daraufhin, dass ich nur schlafen würde und ging.
Eine endlos zu scheinende Zeit später schaffte ich es meine Hand etwas zu bewegen, dann ein Bein anzuwinkeln. Meine Bett-Nachbarin stand sofort parat und unterstützte mich beim Aufsetzen. Sie war es auch, die mich zur Toilette begleitet, da ich es allein nicht geschafft hätte.
Die darauffolgende Nacht hatte ich wieder einen Filmriss. Am Donnerstagmorgen erwachte ich mit hohem Fieber. Ich quälte mich unter die Dusche. Die Zustände in diesem Krankenhaus lasse ich hier mal außen vor, denn allein darüber könnte ich ein eigenes Buch schreiben. Zurück im Bett verschlechterte sich mein Zustand drastisch. Ich griff zum Telefon und rief meinen Mann an, der zu diesem Zeitpunkt auf der Arbeit war. Ich bat ihn mich nach Hause zu holen, denn sterben wollte ich lieber daheim.
Du meinst das war eine übertriebe Bitte? Glaube mir, wenn es soweit ist, dann weißt Du das. Jeder spürt das!
Ich wusste, dass es das war und ich war fein damit. Endlich keine Schmerzen mehr. Ich freute mich auf den letzten Gang.
Nach diesem Telefonat, an das ich mich nur wenig erinnern kann, bin ich abermals in diesen komaähnlichen Zustand gefallen.
Doch dieses Mal reagierte mein Mann anders als sonst. Er ließ im Büro alles stehen und liegen und eilte ins Krankenhaus. Er machte Rabatz – das ist überhaupt nicht seine Art! In über dreißig Jahren Beisammensein, ist er davor und auch danach, nie wieder laut geworden.
Er war offensichtlich sehr überzeugend und rettete mir damit das Leben. Inoffiziell wurde mir später bestätigt, dass ich wenige Stunden später anscheinend mit einem Zettel am Zeh aus dem Zimmer gefahren worden wäre, wenn mein Mann nicht aufgetaucht wäre.
Ich erholte mich nur langsam. Ca. sechs Jahre (ich weiß es offen gestanden nicht mehr genau) musste ich Immunsuppressiva einnehmen. Rund zwei oder drei Jahre davon musste ich mir jede Woche eine Spritze setzen. Ich hatte es öfter probiert und konnte das einfach nicht. Auch mein Mann konnte mir diese Spritzen nicht setzen. Zum Glück erhielt ich Hilfe von einem lieben Freund, der in der Medizin arbeitete. Zudem bestand jedes Jahr die Gefahr, dass ich eine Grippe nicht überleben könnte. Bei Erkältungen stand ich ja immer in der ersten Reihe – erinnerst Du Dich noch? Jede Steigerung in Form von Grippe wäre wahrscheinlich tödlich für mich ausgegangen.
Ich las mir damals den Beipackzettel des Immunsuppressiva-Medikaments durch und kam zu dem Schluss, dass ich nicht an diesem Medikament sterben werde, sondern an den Nebenwirkungen oder irgendeiner schnöden Banalität. Ich musste das Zeug dringend wieder loswerden. In meinen “Bestzeiten“ habe ich 19 Tabletten am Tag schlucken müssen. Das musste aufhören. Auch das alles musste ich dringend loswerden, wenn ich ein unbeschwerteres Leben führen wollte.
Nach diesem Totalzusammenbruch, Koma und Co. beschloss ich allein zu verreisen. Das erst Mal ohne meinen Mann, nur ICH. Aufgrund guter Kontakte meines besten Freundes, verschlug es mich nach Albanien, genauer gesagt in die Hauptstadt Tirana.
Ich war ständige Ablenkungen gewöhnt und auf einmal gab es da nur noch mich. Ich saß in einem Land, das ich nicht kannte und dessen Sprache ich nicht sprach. Zum ersten Mal musste ich mich um alles selbst kümmern. UND: ich musste mich zum ersten Mal mit mir selbst beschäftigen. Ohne Ablenkung, 24 Stunden am Tag.
Das ist cool sagst Du? Nein, für mich war es das nicht!
Zum ersten Mal in meinem Leben, musste ich mich meiner Persönlichkeit stellen, habe über mein Leben nachgedacht – was ist gut gelaufen, was nicht – was habe ich alles erlebt, ich habe die Schmerzen noch einmal durchlebt,… Glaube mir, zwei Wochen mit sich allein klar zu kommen und ehrlich mit sich ins Gericht zu gehen, war gar nicht so einfach.
Im Rückblick war Albanien für mich der Startschuss in ein neues Leben. Ich erkannte, dass andere auch keine optimalen Startbedingungen hatten, jedoch trotzdem ihre Träume verwirklicht haben und lebten. Nur ich habe immer der Außenwelt und den Umständen die Schuld gegeben, dass ich mein Leben nicht so führe, wie ich es gern gehabt hätte. Das war eine wichtige Erkenntnis für mich, denn aufgrund dessen änderte sich mein ganzes Leben.
Ich erkannte, dass ich es selbst in der Hand habe, was ich aus meinem Leben mache. Es sind allein MEINE Entscheidungen. Ja, äußere Umstände können einem Knüppel zwischen die Beine werfen, ich kann beeinflusst werden mit anderen Meinungen,… Doch was ich daraus mache, liegt allein bei mir.
Ende Vierzig war ich alle Medikamente los. Ich engagierte einen medialen Coach, las Bücher, besuchte Seminare, Webinare, Workshops und veränderte mein Denken, Sprechen und Handeln.
Doch ich musste wieder eine schwere Entscheidung treffen – KEINE Kinder. Aufgrund meiner Beschwerden konnten mein Mann und ich lange keine Kinder bekommen und nach dem Absetzen der Immunsuppressiva und aller anderen Medikamente, hätten wir mindestens noch zwei bis drei Jahre warten müssen, ehe wir es versuchen durften, da dann die Gefahr von Schädigungen am Kind minimierter gewesen wären.
Ich entschied mich bewusst gegen Kinder, da ich nicht wusste, was ich wohl mit meiner Vorgeschichte an mein Kind übertragen könnte. Auf keinen Fall wollte ich riskieren, dass mein Kind einen ähnlichen Leidensweg vor sich hatte, wie ich ihn erleben musste.
Meinem Mann gab ich die freie Wahl mich zu verlassen, sofern Kinder ein Muss für ihn wären. Natürlich liebte ich ihn über alles – das tue ich heute noch – doch ich konnte ihm nicht meine Entscheidung aufdrücken. Wenn Kinder für ihn wichtig sind, dann gebe ich ihn frei und das mit jeder Konsequenz. Wir entschieden zusammen zu bleiben und ohne Kinder, unseren gemeinsamen weiteren Weg zu gehen.
Doch vorbei waren die gesundheitlichen Hürden an dieser Stelle noch immer nicht. Mein Körper ist da anscheinend sehr kreativ, sich immer etwas Neues auszudenken. Ob es mit meiner Grunderkrankung zusammenhängt oder mit den kommenden Wechseljahren, kann ich nicht sagen. Unangenehm sind Schmerzen ja immer und es sollten nicht die letzten sein. Im Mai/Juni 2020 verspürte ich Schmerzen im rechten Oberarm. Anfangs nur leicht und auch nur ab und zu. Ich schenkte dem zunächst keine Aufmerksamkeit, denn irgendetwas ist ja schließlich immer. Ich war der festen Überzeugung, das gibt sich schon wieder.
Doch das war ein Trugschluss, es gab sich nicht, sondern wurde schlimmer. Im Alltag schränkten mich die Schmerzen immer mehr ein. Anfangs konnte ich mit rechts keine Einkaufstüte mehr tragen, irgendwann konnte ich den Arm nicht mehr nach oben strecken. Ich begab mich in ständige Schonhaltungen und meine beste Freundin legte mir nahe, dass ich das doch bitte einmal von einem Arzt anschauen lassen sollte, da es bereits seit Monaten nicht besser, sondern schlimmer wurde.
Doch wie das immer so ist, für die notwendigen Dinge habe ich mir keine Zeit genommen, zumal ich sowieso nicht gern in Arztpraxen herumsitze. Doch diese Entscheidung sollte ich bitter bereuen. An Weihnachten nahmen die Schmerzen derart zu, dass es mir fast den Atem nahm. Schlafen war gar nicht mehr möglich, jede Bewegung eine Tortur. Arm und Schulter nur noch ein ungenutztes Gebilde an meinem Körper. Auch eine Gabel halten war nicht mehr drin.
Durch mein wundervolles Netzwerk ergatterte ich einen Termin bei einem sehr netten und kompetenten Orthopäden Anfang Januar 2021. Die Diagnose: Kalkschulter, auch bekannt als frozen shoulder. Die nächsten 6-8 Monate willst Du nicht wirklich wissen, wie es mir ging. Stärkste Schmerzmittel schenkten mir zumindest ein paar Stunden Schlaf je Nacht und machten den Tag ein klein wenig erträglicher. Spritzen, andere Therapien und spezielle Massagen führten schließlich dazu, dass ich Ende 2021 zumindest meinen Arm wieder heben konnte und nach und nach schmerzfreier wurde. Im Mai 2022 konnte ich sagen, dass ich geheilt bin – zwei Jahre, nachdem alles begann.
Meine Sorge zum damaligen Zeitpunkt war, dass das auch der anderen Schulter passieren könnte. Damals wurde mir gesagt, dass das sehr selten der Fall sei und höchstwahrscheinlich nicht passieren wird.
Wie Du zwischenzeitlich weißt, stand ich anscheinend bei allen blöden Sachen, die verteilt wurden, in der ersten Reihe und habe laut HIER gerufen. Ich war bereits auch schon eine der “glücklichen“ Tausend, bei denen eine Mandel nachgewachsen ist.
Ich hoffte dennoch, dass mich das Leben diesmal verschont. Zeit zum Nachdenken oder mich damit beschäftigen hatte ich sowieso nicht, da wir zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen hatten, Deutschland zu verlassen. Möbel und andere Gegenstände mussten verkauft werden, Wichtiges gepackt, Unwichtiges ausgemistet werden. Ich war so im Fokus, dass ich nie im Leben damit gerechnet hätte, dass die linke Schulter auch noch drankommen möchte.
Ende 2022/Anfang 2023 begann es auf der linken Seite, genauso wie auf der rechten Seite. Schmerzen im linken Oberarm, später nahm es die ganze Schulter ein. Schmerzen, Schonhaltungen, Arm nicht heben können,… Das ganze Programm spulte sich erneut ab. Im Frühling 2024 war es dann endlich wieder ganz gut und ich konnte Arm und Schulter wieder ordentlich benutzen. Die Folgen werden wohl auch hier nie ganz verschwinden, doch ich kann meine Arme und Schultern wieder nahezu vollständig benutzen und auch nach oben strecken.
Ich hoffe sehr, dass es das jetzt endlich gewesen ist. Die Schmerzen reichen auch noch für zehn weitere Leben.
Du denkst der Weg ist vorbei? Sie lebten für immer und ewig glücklich und zufrieden? Leider nicht.
Als meine Veränderungen begannen, artete das zunächst in Seminar-Hopping aus. Kennst Du das? Jedes Wochenende besuchst Du ein neues Seminar, einen neuen Workshop,… Mit voller Power und mit guter Energie startest Du in Deinen Alltag und wirst sofort wieder ausgebremst. Nichts veränderte sich dadurch. Lediglich die Energie, die ich bei diesen Veranstaltungen tanken konnte, tat mir gut. Doch wozu sollte ich so viel Geld ausgeben, wenn sich in meinem Leben ja doch nichts änderte.
Daraufhin besuchte ich Veranstaltungen dieser Art sehr bewusst und integrierte das vermittelte Wissen in meinen Alltag. Endlich begannen echte Veränderungen.
Dennoch fühlte sich das für mich alles schwer an. Anfangs gelang nichts wirklich gut. Immer wieder fiel ich in alte Muster zurück. Unzählige Male saß ich tränenüberströmt auf der Couch und bedauerte mich selbst. Warum scheint das bei allen anderen alles zu klappen, nur bei mir nicht?
Heute weiß ich, dass jahrzehntelange Konditionierungen und das Trauma mit den Nachbarn, die Todesangst, als der eine Nachbar tatsächlich mit dem Hammer in der Tür stand usw. Prägungen hinterlassen hat, die nicht mit einem Fingerschnippen aus der Welt zu schaffen waren. Geduld und Dranbleiben war angesagt.
Außerdem machten mir die Langzeitfolgen meiner Autoimmunkrankheit zu schaffen. Tägliche Schmerzen begleiteten mich durch den Tag. Mal mehr und mal weniger. Besonders in den Wintermonaten waren sie besonders stark. Da in München gefühlt von Ende September bis Ende März der Himmel nur grau in grau bedeckt war und das Ganze auch noch mit Regen, Schnee und Kälte einher ging, waren die Grundvoraussetzungen für ein schmerzfreies Leben einfach nicht gegeben.
Die erste Depression lauerte und erfasste mich hinterhältig, als ich es nicht erwartet habe. Ich igelte mich ein, fand alles nur noch blöd, kam teilweise nicht mehr aus dem Bett und konnte mich zu nichts motivieren.
Die erste Depression hatte ich noch ganz gut überstanden, doch das steigerte sich von Jahr zu Jahr, da auch die Folgeschäden meiner Krankheit nicht weniger wurden. Jedes Jahr das Gleiche – getreu dem Motto von “Dinner für One“: “The same procedure, as….
Auch privat lief nicht immer alles glatt. Mein Mann und ich hatten Höhen und Tiefen, so wie jedes andere Paar auch und das unter erschwerten Bedingungen, da meine Krankheit kurz nach unserem Zusammenkommen ausgebrochen war. Statt Kino und Eisdiele, begleitete mich mein Mann stattdessen zu Ärzten und hielt mir das Händchen bei den Knie-Punktionen. In den ersten drei Jahren konnten wir nicht richtig miteinander, doch ohneeinander ging es auch nicht. Das lag einfach daran, dass wir beide starke Persönlichkeiten sind und ich auch nicht wusste, ob ich jemals wieder gesund werde. Ich wollte niemanden an mich binden, da mir niemand sagen konnte, ob ich je ein normales Leben führen kann.
Wir hatten wirklich sehr schöne und verbundene Zeiten, doch es krachte auch sehr oft bei uns. Nachdem mich in dieser Zeit meine damals beste Freundin auch noch von vorn bis hinten belogen und betrogen hatte, zog ich kurzerhand aus der gemeinsamen Wohngemeinschaft aus und bei meinem heutigen Mann ein.
Damit kamen wir beide anfangs gar nicht klar. Sich sonst nur am Abend oder Wochenende zu sehen und nun dauerhaft so eng aufeinander zu hocken, sind doch Welten. Nach einem abermals heftigen Streit, debattierten wir darüber, ob wir die Beziehung beenden sollen, oder es noch einmal probieren und in eine gemeinsame Wohnung, die uns beiden gefällt, ziehen sollen. Wir haben uns für die zweite Option entschieden und wurden auch sehr rasch fündig. Seither ist es bei uns zu Hause nur noch harmonisch und es gibt äußerst selten Meinungsverschiedenheiten. Wir sprechen viel miteinander, sodass wir Kleinigkeiten, die sich zu etwas Großem entwickeln könnten, sofort beilegen.
Doch auch mit meinen Eltern war es anfangs ein Kampf, denn Sie wollten meinen Mann nicht akzeptieren. Ein anderer Kerl aus unserer Clique hätte, ihrer Meinung nach, besser zu mir gepasst. Ich blieb standhaft und ließ mich nicht beirren. Ich wollte meinen Mann und das kommunizierte ich auch klar und deutlich. Heute genießt er sogar einen höheren Stellenwert bei meinen Eltern, als ich, was mich sehr für ihn freut.
Vor unserer Hochzeit waren wir schon 6,5 Jahre ein Paar und lebten seit über drei Jahren zusammen. Wir wollten zunächst unsere Abschlüsse absolvieren. Mein Mann hatte bereits einen langen Weg hinter sich – Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Lehre, Studium.
Da für mich irgendwie kein Hochschulstudium vorgesehen war (immer kam etwas dazwischen oder es hatte die Zulassung nicht geklappt), machte ich neben Realschule, Gymnasium und Lehre noch meinen Ausbilderschein, den Fachwirt und studierte später nebenberuflich Betriebswirtschaftslehre.
Als wir endlich unsere Abschlüsse in der Tasche hatten, machte mir mein Mann einen Heiratsantrag. Wir hatten auch Geld gespart, dass wir uns die Hochzeit selbst finanzieren konnten. Bei solchen Anlässen sprechen immer eine ganze Menge Menschen mit und das wollten wir nicht. Es sollte UNSER Tag werden, und zwar genau so, wie wir uns das vorgestellt haben.
Meine Eltern kamen damit klar, die Mutter & der Stiefvater meines Mannes nicht. Sie konnten mich schon in den 6,5 Jahren nicht wirklich leiden und zeigten mir das auch immer sehr deutlich. Zwei Wochen vor unserer Hochzeit – Hochzeitskleidung, Hotelzimmer, Essen, Band, Kuchen, etc., alles war bereits gebucht und teils schon bezahlt – wurde mein Mann von seiner Mutter und seinem Stiefvater nach Hause zitiert. Ich wurde bewusst ausgeschlossen und durfte nicht erscheinen.
Dort angekommen, stellten Mutter, Stiefvater, Onkel und Oma meinen Mann vor die Wahl: “Entweder wir, oder Deine Frau!“ Nach einiger Diskussion verabschiedete sich mein Mann höflich und war im Begriff zu gehen. Diese Entscheidung passte den Anwesenden anscheinend nicht und sie warfen ihm u.a. an den Kopf, dass er es nicht wert sei und komplementierten ihn so schnell als möglich aus der Wohnung. Wir haben bis heute keinen Kontakt zu seiner leiblichen Mutter und seinem Stiefvater. Wir wohnten zu dieser Zeit noch in einer Kleinstadt und immer, wenn wir uns zufällig über den Weg gelaufen sind, behandelten sie uns wie Luft, ganz so, als hätten sie uns noch nie zuvor gesehen.
Was mit dem leiblichen Vater meines Mannes war, fragst Du Dich?
Nun, durch die Scheidung seiner Eltern wurde seitens der Mutter viel Zwietracht gesät. Statt ein gutes Miteinander zum Wohle des Kindes zu finden, beschuldigte sie ihn, auch in meinem Beisein und dessen Abwesenheit, der schlimmsten Dinge. Ich konnte das nicht beurteilen. Ich denke, zu so einer prekären Situation gehören immer Zwei. Außerdem kannte ich den leiblichen Vater meines Mannes nicht. Aufgrund des stetigen Ärgers und der Beschuldigungen seitens der Mutter, brach mein Mann den Kontakt im Alter von 14 Jahren zu seinem Vater und seiner Familie väterlicherseits ab. Verständlich, er wollte einfach nur seine Ruhe.
Da wir lediglich wussten, dass er im Großraum Zürich mit seiner neuen Familie wohnen sollte, versuchten wir zwei Wochen vor der Hochzeit gar nicht erst, die Nadel im Heuhaufen in einer Millionenstadt zu suchen. Daher musste mein Mann schweren Herzens aushalten, dass von seiner Familie bei unserer Hochzeit niemand anwesend war. Seine Mutter hatte alle erfolgreich aufgehetzt, dass uns auch die restlichen Familienangehörigen abgesagt hatten.
Doch es gibt auch ein Happy End, denn etwas GUTES lässt sich niemals aufhalten. Zwei Jahre nach unserer Hochzeit machten wir uns auf den Weg nach Kroatien zu den übrigen Verwandten und erhielten so auch die Kontaktdaten seines leiblichen Vaters. Natürlich hatten die Verwandten ihn bereits telefonisch in der Schweiz kontaktiert und ihm mitgeteilt, dass mein Mann zurückgekehrt sei.
Ich mag mir gar nicht ausmalen, was das für eine Zerreißprobe für seinen Vater gewesen sein muss, denn mein Mann hatte sich noch ca. zwei Wochen nach unserer Rückkehr nach Deutschland Zeit gelassen, ehe er zum Hörer griff und sich endlich bei ihm meldete. Diese erste Begegnung werde ich nie wieder vergessen – es war herzerfüllend und hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Hier könnte ich noch so viel mehr schreiben, doch ich schließe meine Ausführungen an dieser Stelle. Ich bin überzeugt, dass ich Dir auch hier aufzeigen konnte, dass auch das eine Pille war, die nicht so leicht zu schlucken war.
Im Buch hatte ich lediglich kurz beschrieben, dass auch beruflich nicht alles gut gelaufen ist. Du willst auch das näher beleuchten?
Gern. Los geht`s.
Es begann bereits mit der Berufswahl. Nachdem das Studienjahr bereits begonnen hatte, stand für mich der Weg zum damaligen Berufsbildungszentrum, kurz BIZ, an. Da gab es einen Test aus Fragen, den ich direkt am Computer absolvieren konnte. Im Anschluss wurden gemäß den ermittelten Stärken Berufe ausgegeben, die zu einem passen könnten. Dabei wurde auch ein Beruf namens Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft ausgespuckt. Großartig, das hörte sich interessant an. Ich schnappte mir den Ordner, der das Berufsbild näher beschrieb. Dann wollte ich mehr von einem Berater darüber erfahren.
Ich hatte einen ausgesprochen “motivierten und inspirierten“ Berufsberater abbekommen. Er ignorierte meinen Berufswunsch komplett und gab mir stattdessen Adressen von Firmen, die eine Ausbildungsstelle zur Steuerfachangestellten suchten. Er knallte mir außerdem an den Kopf, dass dieser Beruf, da ich ja sowieso bald heiraten und drei Kinder bekommen würde, für mich ausreichend sei.
Ohne Worte!
Ich habe mich selbst gekümmert und den damaligen Vermieter meiner Eltern kontaktiert. Hier bekam ich einen Termin beim Chef, der mir das Berufsbild ein wenig schilderte und mir ein Verzeichnis aller Wohnungsunternehmen überreichte. Ich fing an diese abzutelefonieren und einen Praktikumsplatz zu ergattern, um noch mehr hineinzuschnuppern. Ein Praktikum bei einem Makler hatte ich bereits hinter mir, nun wollte ich ein Wohnungsunternehmen kennenlernen.
Relativ zügig hatte ich Erfolg und wurde zum Gespräch eingeladen. Kurze Zeit später begann das Praktikum. Doch meine Leistung war anscheinend zu gut und der Chef konnte mich auch noch leiden – das war dem Buchhalter, der den Chef NICHT leiden konnte, ein Dorn im Auge. Er schwärzte mich beim Chef an, obwohl ich mir nichts hatte zuschulden kommen lassen. Zum Glück rief mich der Geschäftsführer des Unternehmens an und erkannte an meiner Reaktion, dass der Buchhalter nur Missgunst schüren wollte. Das hätte mich tatsächlich fast den Ausbildungsplatz gekostet. Mein erstes Mobbing-Erlebnis, denn der Spaß mit besagtem Buchhalter ging über die Ausbildungszeit weiter.
Nach der Ausbildung wechselte ich in ein anderes Unternehmen und übernahm ein Aufgabengebiet, dass mir mehr als gut gefiel und dass ich mir sogar hätte vorstellen können, bis ans Lebensende zu machen – die technische Abteilung. Ich lernte in kurzer Zeit so viel wie selten zuvor und hatte einen perfekten Draht zu meinen Handwerkern. Ich leitete Wohnungssanierungen, war für die Rechnungsprüfung zuständig und koordinierte teilweise auch den Regietrupp.
Doch das Schicksal wollte es anders. Irgendetwas lief in diesem Geschäft nicht rund. Der Abteilungsleiter wurde oft anzüglich, außerdem sollte ich auf dessen Anweisung und auf Anweisung vom Chef Rechnungen nicht mehr kontrollieren und auch nicht korrigieren, wohl aber mit meiner Unterschrift zur Zahlungsfreigabe versehen. Das verweigerte ich. Ich unterschreibe doch nicht eine Zahlungsfreigabe, wenn die Rechnung nicht korrekt ist!
Mobbing vom Feinsten folgte, da ich jedoch in meiner eigenen kleinen Welt mit meinen Handwerkern schwebte, nahm ich das gar nicht so ernst. Ich sage es mal diplomatisch: da hat alles bis zum Himmel gestunken. Als ich dem Geruch auf dem Grund ging, wurde mir seitens der Geschäftsleitung mitgeteilt, dass ich mir bitte einen neuen Job suchen solle. Ein Schelm, wer Böses denkt.
Ich wechselte erneut und hatte die sieben besten und gleichzeitig schlimmsten Berufsjahre meines Lebens. Ich hatte einen sehr cholerischen Chef, dessen Ausraster für mehrere Personen gereicht hätten. Wie oft ich zu Hause gesessen und ob dieser Umstände geweint hatte, kann ich heute nicht mehr sagen. Es waren jedenfalls genug.
Dennoch lernte ich viel und steigerte meinen Selbstwert enorm. Ich kann es am besten mit dem Wort Hass-Liebe erklären. Wir schätzten uns und gleichzeitig verfluchten wir uns oft. Ich war für ihn nicht führbar, das machte ihn wahnsinnig. Ich hatte keine Schulden, keine Kinder – nichts, mit dem er mich in der Hand haben konnte, um Druck auszuüben. Außerdem erledigte ich meine Arbeit zuverlässig und vollständig und genoss dadurch hohes Ansehen bei den Wirtschaftsprüfern. Und ich zeigte ihm verbal sehr oft die Grenzen auf. Das war er nicht gewohnt, denn das erlaubte sich niemand sonst.
Doch ich muss auch eine Lanze für ihn brechen. Jedes Jahr an meinem Geburtstag, schenkte er mir ein interessantes Buch verbunden mit einer handgeschriebenen Karte und wunderbaren Worten, in denen er seine Wertschätzung für mich zum Ausdruck brachte. Die Liebe zu Büchern hat uns tatsächlich verbunden. UND: er wusste, dass er ein echt komplizierter Chef ist und ich wohl ein ganz gutes Händchen für ihn hatte. Zum Abschied (als ich das Unternehmen verließ), bewies er echten Humor und schenkte mir ein Buch, dass von einer Chefsekretärin geschrieben wurden mit dem Titel: “Und morgen bringe ich ihn um…“ Es war hübsch verpackt und er überreichte es mir mit den Worten: Mit mir ging es Ihnen bestimmt auch ab und zu so, dass sie dementsprechend gedacht haben. Als ich es ausgepackt hatte, erwiderte ich mit einem Augenzwinkern: nur ab und zu? Dieses Buch begleitet mich viele Jahre und entlockte mir sehr oft ein Schmunzeln, wenn ich an die Parallelen meiner Arbeit mit ihm dachte.
Als mein Mann und ich nach München zogen, war ich zunächst in einem Pflegeheim für die Vermietungen zuständig, ebenso für die Ein- und Auszüge der Bewohner. Ein Job, der mir auch sehr viel Spaß gemacht hat, der mir jedoch zum ersten Mal weniger Mobbing, dafür Bossing eingebracht hat. Ich leistete gute Arbeit, bekam jedoch aufgrund der Überlastung einen Rückfall der Autoimmunerkrankung. Ich dachte wirklich, dass mit den beiden Mandel-OP`s alles erledigt war und der Entzündungsherd ausgemerzt wurde. Zuerst knickte ich um und riss mir die Bänder am linken Fuß. Als nächstes folgten Gelenkflüssigkeiten im linken Knie und beiden Fußgelenken.
Mein erster Gang ging zum Hals-, Nasen-, Ohrenarzt um prüfen zu lassen, ob schon wieder eine Mandel nachgewachsen ist. Das blieb leider ohne Ergebnis. Die Mandel war nicht nachgewachsen und es gab auch keine Möglichkeit einer weiteren OP, da nichts mehr zum Wegschneiden da war.
Mist, woher kam dann um alles in der Welt dieser Schub?
Ich war dennoch zuversichtlich. Ich hatte einmal die Wurzel allen Übels gefunden, dann würde mir das auch ein zweites Mal gelingen. Vier Monate quälte ich mich von einer Untersuchung zur nächsten, absolvierte meine Arbeit an Krücken und auch im Rollstuhl, nur damit ich für die anderen Kollegen keine Last war.
Wurde es mir gedankt? NEIN!
Das Gegenteil war der Fall. Die Kollegen nahmen keinerlei Rücksicht und schütteten mich zusätzlich mit Arbeit zu. Wenn ich doch schon mal da wäre, könnte ich dies und das ja auch noch eben mal “schnell“ erledigen. Außerdem wollte mich der Chef loswerden, da ich meine Arbeit an Krücken und im Rollstuhl absolvierte und nicht mehr so viel ausgenutzt werden konnte für andere Tätigkeiten.
Sehr empathisch für den Chef eines Pflegeheimes, nicht?
Ich wechselte erneut in ein Immobilienunternehmen und musste wieder ein sehr krasses Mobbing eines Kollegen erleben, der nicht wollte, dass sein Hoheitsgebiet verbessert wurde. Das ist doch abartig sagst Du? Ja ist es. Es ist wirklich nicht normal, wenn man für gute Arbeit, zufriedene Mieter und gute Beziehungen zum Handwerk gemobbt wird.
Es folgte ein weiterer Wechsel – wieder mit Bossing. Ich dachte wirklich, dass die Welt nicht mehr normal ist. Ich habe jedoch auch erkannt, dass es die Unzulänglichkeiten der anderen Personen waren und nicht meine. Ich habe nur etwas in ihnen getriggert, dass sie sich mir gegenüber so verhalten haben. Außerdem war ich zu gutmütig. Ich konnte nicht NEIN sagen und das wurde gnadenlos ausgenutzt.
Als ich 2013 vom Angestelltenverhältnis in die Selbständigkeit wechselte, dachte ich, dass die ganze Welt nur auf diesen Schritt von mir gewartet hätte und war völlig entsetzt, dass das nicht der Fall war. Die Aufträge blieben aus, obwohl ich viel in der Sichtbarkeit war, Netzwerktreffen besuchte und mich aktiv auch um Jobs beworben habe.
Es hatte rund fünf Monate gebraucht, bis ich einen festen Kundenstamm hatte.
Noch als Angestellte lernte ich eine Illustratorin kennen, die eine Kinderfigur entwickelt hatte. Ich sah diese Figur und wollte ihr dabei helfen, sie zu vermarkten. Ich war begeistert und stürzte mich kopfüber in dieses Projekt. Da ich artfremd war, hatte ich keine Vorurteile oder Hindernisse im Kopf, sondern sah nur Chancen und Möglichkeiten. Und die gab es. Immer mehr Türen gingen auf. Mein Mann programmierte die Webseite, die Illustratorin kümmerte sich um die Figur und ich um Marketing und Buchhaltung. Schließlich war es soweit und wir waren bereit den Markt zu erobern.
Wir hatten die Figur rechtlich geschützt, haben T-Shirts gedruckt, hatten bereits kleine Kinder deutschlandweit, die diese auch für uns als Werbezwecke getragen hätten, die Webseite stand und wir hätten den Weg in eine Agentur geebnet bekommen können. Hätten wir da überzeugt – und das hätten wir!!! – wäre der Weg in ein sorgenfreies Leben gesichert gewesen. Marke verkaufen, zurücklehnen und an den Lizenzen verdienen. Die Figur hatte das Potenzial dazu, das habe ich bei meinen Akquise-Touren immer wieder erleben dürfen.
Alles schien prima zu laufen. Finanziert hatte ich das damals alles mit dem Geld, dass ich für die nächste Zahlung an das Finanzamt zurückgelegt hatte. Manchmal muss man einfach alles auf Risiko setzen, damit man etwas erreichen kann. Und ich war mir sicher! Sozusagen TOTSICHER!
Bis zu dem Moment, an dem meine Illustratorin den Dienst einstellte. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand eins mit der Keule übergezogen. Über ein dreiviertel Jahr haben wir alles organsiert, koordiniert und ich hatte bereits rund 15.000 Euro in dieses Projekt gesteckt. Zu Beginn war mir bewusst, dass ich den Spaß finanzieren muss, doch selbstverständlich war das Geld ja sozusagen nur geliehen. Sobald das Finanzamt an die Türe klopft, musste ich das Geld schließlich wieder auf dem Konto haben.
Sie sagte ich hätte mich verändert, weil ich Geld verdienen wollte. Natürlich wollte ich das. Wozu hätte ich das Projekt sonst gestartet? Ich bin ja schließlich nicht die Wohlfahrt und selbst die bekommt Gelder für ihre Dienste.
Ich sprach mit Engelszungen auf sie ein. Dann machten mein Mann und ich Angebote, die Figur freizukaufen, natürlich mit Lizenzrechten für sie, es sollte schließlich fair ablaufen. Mein letztes Angebot war 100.000 Euro cash – woher ich die nehmen sollte, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, doch ich war überzeugt, dass ich das hinbekomme – inklusive Lizenzrechte für alle verkauften Produkte.
Was Du wissen solltest – die Dame hatte zu diesem Zeitpunkt von der Hand in den Mund gelebt und ab ca. der Mitte des Monats meist nur noch wenig bis gar kein Geld für Lebensmittel übrig.
Trotzdem lautete ihre Antwort NEIN.
Mein komplettes Weltbild stürzte zusammen. Ich habe fast ein Jahr für den großen Erfolg hingearbeitet und jetzt war das alles mit einem Paukenschlag vorbei? Wegen einer Befindlichkeit, dass ich Geld verdienen wollte? Zudem hätte ja auch sie Geld verdient und Ihre Geldsorgen wären endlich ebenso mal vom Tisch gewesen.
Mein komplettes Verständnis für die Welt brach zusammen, doch für eine Depression hatte ich jetzt keine Zeit, auch wenn ich schon mitten drin steckte. Ich musste das AUS nach außen kommunizieren und unsere Werbeträger und Unterstützer informieren. Eine Fehlberatung der damaligen Steuerkanzlei führte dazu, dass wir in eine Gesellschaftsform gedrängt wurden, die zu diesem Zeitpunkt gar nicht notwendig war, jedoch der Steuerkanzlei Geld einbrachte, da ich Jahresabschlüsse erstellen lassen musste.
Die Falschberatung gestand man mir auch am Telefon ein. Die Steuerberaterin warf mir jedoch ebenso an den Kopf: “Sie können uns ja gern verklagen, doch wir haben die besseren Anwälte.“ Da hatte sie Recht, es war eine Steuer- und Rechtsanwaltskanzlei, für die wären das wahrscheinlich nur Betriebsausgaben gewesen, die sie hätten auch noch absetzen können. Und ich war sowieso pleite. Da wir die Gesellschaftsform über den Jahreswechsel hatten, durfte ich zwei Jahresabschlüsse an die Kanzlei bezahlen.
Weitere 5.000 Euro später, standen insgesamt 20.000 Euro Schulden auf meinem Zettel und meine Psyche machte erst einmal dicht. Das Ganze stürzte mich in die bisher schlimmste Depression überhaupt.
Als es mir nach sechs Monaten ein wenig besser ging und ich ein Netzwerktreffen besuchte, erfuhr ich durch den Vortrag einer Bekannten von besagter Abwärtsspirale einer Depression und erkannte, dass ich auf der vorletzten Stufe gestanden hatte. Danach kam nur noch Selbstmord.
Es dauerte lange, bis ich meine Wunden geleckt hatte und wieder etwas positiv in die Zukunft schauen konnte. Ich wollte mit Menschen erst einmal nichts mehr zu tun haben und hatte jegliches Vertrauen verloren. Ich war tatsächlich der Meinung, dass es nur noch schlechte Menschen gibt, die alle nur mein Bestes wollten, nämlich mein Geld.
Dieser Meinung bin ich heute noch. Die meisten Menschen ticken tatsächlich so, das spüre ich besonders, seit ich im Ausland lebe. Doch es gibt sie – die besonderen Perlen, die das nicht tun! Sie sind rar und deshalb umso wertvoller. Verbinde Dich mit ihnen und wenn sie nicht mehr zu Deinen Werten passen, aus welchen Grund auch immer sie sich gewandelt haben, dann lasse sie in Liebe gehen. Jede Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung, durch die Du wachsen kannst, wenn Du es zulässt.
Wie ging es weiter?
Mein Mann und ich nahmen einen Kredit auf, damit wir die Schulden beim Finanzamt begleichen konnten. Ich konzentrierte mich auf meine Persönlichkeitsentwicklung. Irgendwann musste dieser Abwärtsstrudel endlich mal durchbrochen werden, denn so ging es auf keinen Fall weiter.
Meine wichtigsten Erkenntnisse habe ich Dir in meinem E-Book “Für Regentage aller Art“ zusammengefasst. All das, was mich wirklich vorangebracht hat.
Du glaubst das war es schon? Das muss ich verneinen.
Im Laufe unserer Selbständigkeit von meinem Mann und mir, hat uns das Finanzamt zwei Mal aktiv versucht hops gehen zu lassen. Ja, das hast Du richtig verstanden, sie wollten uns vernichten, wollten anscheinend erreichen, dass wir die Segel strecken und unsere Gewerbebetriebe aufgeben. Sie berechneten uns so viele Nachzahlungen und Vorauszahlungen, dass wir immer neue Kredite aufnehmen mussten, um dieses Amt zu bedienen, obwohl wir ordnungsgemäß immer unsere Rücklagen für die Steuer getätigt hatten. Investitionen in unsere Geschäfte und die Zukunft waren zu keiner Zeit möglich. Wir hatten tatsächlich nie Konsumschulden, sondern immer nur Schulden, um das Finanzamt zu bedienen.
Entweder hatten sie sich verrechnet und wir mussten etwas nachzahlen, oder sie hielten sich nicht an Vereinbarungen. Die Beamten waren am Telefon zwar immer nett, doch machten jedes Mal genau das Gegenteil von dem, was wir telefonisch vereinbart hatten – immer zu unserem Schaden!
Wenn ich das genauer ausführen würde, könntest Du vermutlich nur noch mit dem Kopf schütteln und der Mund würde Dir offen stehen bleiben. Allein zu diesem Thema könnte ich ein separates Buch schreiben, doch ich werde das hier nicht weiter vertiefen. Ich bin heute sehr dankbar, dass ich mit diesem Amt nie wieder etwas zu tun haben muss!
In meiner Selbständigkeit habe ich immer bei meinen Kunden vor Ort gearbeitet. Ich redete mit Engelszungen auf sie ein, dass ich die vorbereitenden Buchhaltungen doch auch aus dem Homeoffice erledigen könne. Ich spare mir die Wegstrecken in die Büros und wäre noch dazu konzentrierter. Somit würde ich meine Arbeit in kürzerer Zeit ohne Ablenkungen erledigen können und spare auch meinen Kunden einiges an Geld. Doch die Antwort lautete regelmäßig NEIN, das ist nicht gewünscht.
Dann kam Corona. Über diese Zeit kann jeder denken, was er/sie will. Beruflich gesehen war es für mich jedoch ein Segen und hat den Weg zu meinem heutigen Leben geebnet. Auf einmal war Homeoffice normal und wurde gar nicht mehr in Frage gestellt. UND: meine Prognosen, dass ich meinen Kunden dadurch Geld einspare, da ich meine Arbeit wesentlich schneller und genauer erledigen konnte, traf tatsächlich ein.
Doch der erste Lockdown brachte auch meinem Mann und mir ein wenig mehr Ruhe und wir überlegten, wie es weitergehen sollte. Wir absolvierten ein Online-Seminar, wie man ein Online-Business aufbauen kann. Wir überlegten beide, welche Produkte wir jeweils schaffen könnten, um auch damit Geld zu verdienen, ohne immer den eigenen Zeiteinsatz gegen Geld einzutauschen.
Mein Mann wollte sinnvolle Softwarelösungen für Einzelunternehmen und kleine und mittelständische Firmen entwickeln, die effektiv, effizient und erschwinglich sind. Und außerdem auch nur das enthalten, was ein Einzelunternehmer oder ein kleines Unternehmen braucht.
Ich warf meine Gedichte in den Raum. Das war anfangs tatsächlich nur ein kleines Samenkorn. Ich bin offen gestanden überwältigt, was heute daraus entstanden ist. Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt schon sehr lange für Familie, Freunde und Bekannte Gedichte geschrieben und dann zu jedem Weihnachtsfest einen Gedichtegruß für unsere Kunden geschrieben. Ich überlegte mir, dass ich das als Dienstleistung anbieten könnte.
Mein Mann zimmerte auf die Schnelle eine Internetseite zusammen, auf der wir zunächst nur diese Leistungen anboten, damit der Mentor des Seminars sich einen Eindruck verschaffen konnte. Denn jeder sollte mit einem seiner Produkte üben.
Er schaute sich alle Webseiten an und entschied, dass wir mit den Gedichten das Konzept üben sollten. Ich war entsetzt, denn wir wollten mit der Software meines Mannes das Konzept erlernen. Das mit den Gedichten war tatsächlich nicht mehr als eine Idee.
Die Hintergründe des Mentors zu schildern, würde den Rahmen sprengen, doch sei versichert, es hat einen sehr schönen Hintergrund.
Wir saugten das Wissen auf und übten. Nach und nach überlegte ich nicht nur meine individuelle Gedichteschreibung anzubieten, sondern auch allgemeine Gedichte zur Verfügung zu stellen. Sozusagen zum Reinschnuppern, in die Welt der Gedichte und um lieben Menschen eine besondere Freude machen zu können.
Mein Mann baute sie zunächst schnell zusammengezimmerte Seite immer weiter aus. Geburtstags-, Weihnachts-, Hochzeitstags-, Sternzeichen-, chinesische Sternzeichen-, Trauer und Motivationsgedichte entstanden. Er stellte alles ein und verband es mit einem Shopsystem, damit die Gedichte mit wundervollen Fotomotiven an liebe Menschen per digitaler Grußkarte verschickt werden konnten. Es erfüllte mich auch sehr, kreativ tätig sein zu können. Immer wieder gab es Rückschläge, als mich der Zeitaufwand der Bürotätigkeiten überrollte und ich keine Zeit für die Kreativität fand.
Im April/Mai 2022 waren mein Mann und ich ziemlich ausgepowert und für 10 Tage in Kroatien im Urlaub. Aufgrund der ganzen Schulden konnten wir uns 14 Tage leider nicht leisten.
Was war das für ein Leben? Einmal im Jahr 10 Tage Urlaub und dann noch nicht einmal so, wie wir uns das wünschten, sondern auch nur mit Kompromissen bestückt.
Doch es passierte etwas, dass unser Leben komplett verändert hat!
Das milde Klima bedingte, dass ich jeden Morgen leicht aus dem Bett aufstand, ohne Schmerzen. Wir waren dann jeden Tag viel unterwegs, erkundeten die Gegend und legte große Wegstrecken zu Fuß zurück. Bis auf ein wenig Muskelkater, ging es mir fantastisch.
Doch, ich merkte die Veränderung gar nicht!
Nach ein paar Tagen sprach mich mein Mann an und fragte mich, ob mir etwas auffallen würde. Ich hatte keinen Schimmer, was er meinen könnte. Er zeigte mir das Aufstehen ohne Schmerzen, die langen Fußmärsche und mein sonnigeres Gemüt auf. Ja, keine Schmerzen bedeutet gleichzeitig, dass ich auch besser drauf bin. Wem geht es nicht so?
Wir beschlossen kurzerhand, dass sich etwas radikal ändern muss. Gehen wir so weiter, endet das in einer Sackgasse. Kreativität war nicht mehr abrufbar, da wir 24 Stunden, 7 Tage die Woche in einem Hamsterrad aus Verpflichtungen gefangen waren und immer nur noch mehr und noch mehr und noch mehr arbeiten mussten, um alle Kosten leisten zu können.
Wir haben uns entschieden in ein Land mit milderem Klima zu ziehen, damit auch meine Schmerzen auf ein Level gebracht werden konnten, das aushaltbar ist und ich überwiegend ohne Schmerzmedikamente auskommen würde. So sehr wir Kroatien lieben – es gehört zur EU und wir wollten definitiv nicht in der EU bleiben.
Doch diese Entscheidung bedeutet auch das aus für meine Kreation “Die Gedichte-Fee“. Ich hatte keine Zeit mehr, die endlich vollständig aufgebaute Webseite zu bewerben und meine Leistungen zu vermarkten. Zu allem Übel teilte uns auch noch der Online-Shop mit, dass wir nicht weiter über ihn verkaufen könnten, wenn wir in Deutschland abgemeldet sind. Wieder einmal stand ich vor dem AUS.
Nach unserer Rückkehr aus diesem Kurzurlaub, kündigten wir dennoch unsere Wohnung und begannen unseren Hausstand bei Ebay zu verkaufen. Irgendwann wurde uns bewusst, dass wir noch gar nicht entschieden haben, wohin es überhaupt für uns gehen sollte. Kroatien nicht, doch wohin dann?
Wir waren im Vertrauen, dass uns das Richtige finden wird. Und das RICHTIGE hat uns gefunden.
In den meisten Ländern dieser Welt darf man als Tourist 1-3 Monate bleiben, ehe man sich anmelden muss oder steuerpflichtig wird. Mein Mann ist eher der Bodenständige, der ein Zuhause braucht. Einen festen Platz, wo sich alles Wichtige in Griffnähe befindet.
Ich bin das komplette Gegenteil. Ich brauche keinen festen Platz. Da wo mein Mann ist und wo ich mich wohlfühle, dort bin ich zu Hause. Doch ausschließlich dauerhaft zu reisen, stellte ich mir auf Dauer auch anstrengend vor. Nirgendwo richtig anzukommen und immer nur ein- und auszupacken, wird mit der Zeit definitiv anstrengend.
Du lachst? Du kannst das nicht nachvollziehen? Reisen ist schließlich schön?
Ja, ist es. Wir haben das auch zwei Jahre lang ziemlich viel gemacht. Doch niemals irgendwo richtig anzukommen, ohne soziales Netzwerk vor Ort und immer, wenn Du Dich eingewöhnt hast, musst Du weiterziehen – das hat auch einen Preis. Und damit meine ich nicht nur den Preis für Flüge, Unterkunft, Essen und Mietauto. Du fühlst Dich irgendwann einfach ein wenig verloren.
Deshalb wollten wir uns zunächst einen festen Platz in der Welt suchen, von dem aus wir die Welt erkunden. Warm sollte es da sein und uns einen guten Lebensstandard bieten. Soll heißen, wir wollten natürlich nicht in den Dschungel ziehen und uns nur noch von Wurzeln und Maden ernähren.
Bereits seit Januar 2022 (also noch vor unserer Entscheidung, Deutschland zu verlassen), ploppte in unserem Leben immer wieder Paraguay auf. Wir wussten zwar, dass Paraguay in Südamerika liegt, hätten jedoch nicht sagen können, wo genau in Südamerika dieses Land liegt. Wir kannten weder den Kontinent, noch die Sprache und wussten nichts über Land und Leute. Daher ignorierten wir die anfänglichen Versuche Paraguays, sich in unserem Leben zu integrieren.
Doch das Anklopfen Paraguays wurde lauter und war irgendwann nicht mehr zu überhören. Das Einzige, dass wir wussten war, dass es dort warm ist und die Einreisbedingungen machbar waren, um einen Aufenthaltstitel zu bekommen. Wir entschieden uns, Paraguay eine Chance zu geben.
Wir packten unseren gesamten verbleibenden Hausstand in fünf Koffer, kauften uns zwei Flugtickets (NUR Hinflug) und flogen nach Südamerika. Was uns hier gefallen hat ist, dass Paraguay sehr polarisiert. An manchen Ecken sieht es aus wie im Ostblock der 70er Jahre, an anderen Stellen ist es sehr modern und Europa um Welten voraus. Hier sieht man Aufschwung und Fortschritt jeden Tag wachsen. Entweder Du magst Paraguay, oder eben nicht – es gibt wenig dazwischen.
Für uns war es jedenfalls die beste Entscheidung diesen Schritt zu gehen. Zwischenzeitlich haben wir ein schönes Zuhause, ein soziales Netzwerk und genießen ein meist beschwerdefreies und freies Leben.
Doch auch das hat seinen Preis. Wir leben nun fernab von unseren Familien und besten Freunden. Begegnungen sind meist nur noch virtuell möglich. Sich mal eben auf einen Kaffee zu treffen oder sich persönlich in den Arm nehmen zu können, ist kaum noch möglich.
Natürlich knüpfen wir neue Freundschaften, doch auch die müssen sich erst entwickeln.
Wie es mir gesundheitlich geht?
Nun, es gibt gute und nicht so gute Tage. In Paraguay ist es nicht nur warm, sondern teilweise auch monatelang richtig heiß. ZU heiß und dann sind die hohen Temperaturen auch noch gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit. Das sind nicht immer die besten Bedingungen für meine Autoimmunkrankheit. Es gibt Tage, an denen kann ich auch hier nicht auf dem rechten Fuß auftreten, oder meine Gelenke und mein Rücken schmerzen. Doch ich komme bis auf wenige Tage im Jahr ohne Medikamente aus, das ist für mich sehr wertvoll. Mein Magen und meine Leber danken es mir.
Und geschäftlich?
Das Reisen hat mir meine Kreativität zurückgebracht. Im Jahr 2023 habe ich ein wundervolles Kinderbuch kreiert. Auch hier gab es einige Rückschläge, die ich verkraften musste.
Im Jahr 2024 wollte ich auf die Leipziger Buchmesse, was nicht geklappt hat. Der gewünschte Online-Shop ärgerte mich mit Vorgaben, die gesetzlich gar nicht erforderlich sind und die uns tausende von Euro Beratungsaufwand gekostet hätten, um das richtige Formular korrekt auszufüllen. Denn das “liebe“ Finanzamt hat selbst keine Ahnung von den eigenen Formularen und die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut.
Außerdem gab es Ärger mit meiner Familie. Die Besuche in Südafrika (1 Monat) und Mauritius (3 Monate) waren eher negativ geprägt. Dort herrschten für uns sehr schwere Energien. Das nur als Hinweis, dass Reisen ja IMMER schön ist. Nein, manchmal passt es eben einfach nicht.
Doch all das hatte auch etwas Gutes. Ich habe ein fantastisches Kinderbuch geschrieben, fünf wunderbare E-Books mit vielen Mehrwerten für Dich sind entstanden. Zwei weitere E-Books sind in Bearbeitung. Wir haben einen Online-Shop gefunden, der zwar nicht ganz so komfortabel ist, wie Du das vielleicht aus anderen Shops kennst, doch es ermöglicht mir zu starten, nach über einem dreiviertel Jahr mühevoller Recherchen und Klärungen.
Wir schreiben das Jahr 2024 und ich sitze gerade in meiner Wohnung in Paraguay, während ich diese Zeilen für Dich schreibe. Wir haben November und ich stehe kurz vor meinem 50sten Geburtstag.
Dieses Jahr 2024 war und ist für mich sehr herausfordernd. Es ist dieses Jahr viel Gutes in meinem Leben geschehen, doch eben auch Vieles, dass nicht so gut war. Leider überwiegen dieses Jahr gefühlt tatsächlich die schlechten Momente für mich. Immer mehr Menschen offenbaren gerade ihr wahres Gesicht, was mich oftmals fassungslos werden lässt. Dieser Prozess scheint sich täglich zu beschleunigen. Gefühlt öffnet sich jeden Tag eine neue Baustelle, um die ich mich kümmern muss und die mich einfach nur stressen.
Doch gerade jetzt ist es auch für mich besonders wichtig, Entscheidungen für mich selbst zu treffen. Was tut mir gut, was nicht? Das was mir guttut, verfolge ich weiter. All das, was mich runterzieht, lasse ich in Liebe gehen.
Ist das immer leicht? Überhaupt nicht! Manchmal habe auch ich das Gefühl, dass mich das alles zerreißt. Doch das Leben passiert, während Du andere Pläne machst und manchmal schenkt mir das Leben dadurch neue Blickwinkel. Alles beginnt mit MEINER Entscheidung und welche Gewichtung ich den Situationen gebe.
Wie ich das meine?
Nun, ich bin sehr weihnachtsverrückt und mein Traum war es, meinen 50. Geburtstag in New York zu feiern, damit ich endlich mal den großen Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center bestaunen kann. Das will ich schon seit Jahren. Einmal die Vorweihnachtszeit in New York erleben.
Aufgrund von wichtigen Entscheidungen, die ich treffen durfte, feiere ich nun stattdessen mit lieben Menschen in meinem Umfeld, in dem für mich besten Restaurant weltweit, in Asunción. Das ist nicht besser oder schlechter, sondern nur anders und ich freue mich sehr darauf.
Ich feiere nicht, wie ursprünglich geplant, Weihnachten in der alten Heimat in Deutschland, sondern bleibe im heißen Asunción. Wir haben bereits eine wundervolle Einladung zum Heilig Abend Brunch erhalten und Silvester feiern wir ebenfalls mit lieben Freunden über den Dächern von Asunción. Wir freuen uns heute bereits auf diese Erfahrungen.
Wir werden in 2025 voraussichtlich nicht nach Deutschland reisen, um Familie und Freunde wieder in die Arme zu schließen. Dafür werden wir voraussichtlich Südamerika genauer erkunden und Freunde in diesem Teil der Welt begegnen. Brasilien, Peru und Chile stehen bereits auf dem Wunschzettel.
Egal was kommt, ich mache immer das Beste aus allem, was das Leben mir zu bieten hat.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Keines ist besser, weniger schlimm oder gewaltiger als alle anderen. Gefühlt ist jedes Päckchen, für den, der es tragen muss, eine emotionale, herausfordernde und teils auch finanzielle Achterbahnfahrt.
Im E-Book “Für Regentage aller Art“ zeige ich Dir die Ansätze, die mir tatsächlich geholfen und positive Veränderungen bewirkt haben. Integriere sie gern in Deinem Leben, wenn sie sich gut für Dich anfühlen. Wenn nicht, gehe hinaus in die Welt, suche und finde DEINE Antworten.
Ich kann Dich nur bekräftigen Deinen Weg zu einem unbeschwerten Leben zu gehen. Der Weg ist steinig, der Weg führt meistens bergauf und ab und an wird Dir vielleicht auch mal die Puste ausgehen. Dann mache eine Pause und tue Dir regelmäßig etwas Gutes. Danach hast Du die Kraft weiterzugehen.
Ich bin auch noch nicht am Gipfel angekommen, ich bin Dir nur ein paar Schritte voraus. Bis hierher kann ich Dir auf jeden Fall garantieren: egal wie anstrengend es sich anfühlt, es ist den Weg mehr als wert. Ich würde ihn immer wieder gehen. Denn das Glück, dass hinter jeder Weggabelung und jeder Kurve auf Dich wartet, kann ich Dir in Worten nicht beschreiben. Das musst Du erleben.
Aus diesem Grund kann ich Dich nur bestärken den ersten Schritt zu gehen…
In Liebe
Corina Puskaric
Die Gedichte-Fee